Die Solarpumpe kommt nach Äthiopien:
Die Abholung erwies sich als wesentlich schwieriger, als geplant. Zunächst fehlte eine englische Version der Rechnung der Pumpe, die eilig angefertigt und per Mail nach Addis geschickt wurde. Anschließend sollte eine genaue Kilogrammaufstellung der Komponenten in der Kiste vorgelegt werden. Als diese schließlich ebenfalls per Mail eingetroffen war, wurde vom Zoll bemängelt, dass es sich bei den vorgelegten Papieren nicht um Originalpapiere handelte (die Ausdrucke vom Ecopia-Team in Addis waren in der Qualität zu schlecht). Wichtig für das Gesamtverständnis ist, dass die Anreise zum Zoll jedes Mal erheblich Zeit verbrauchte und nur mit Pass und Personenkontrollen zum Flughafengelände möglich war, also jeweils eine Halbtagesaktion umfasste. So ging also viel Zeit verloren. Erst mit unserem Eintreffen als Gruppe am 18. Oktober konnten wir (2 Tage vor Abreise nach Chencha) die Originalpiere (also gute Farbausdrucke) einreichen. Am letzten Tag vor der Abreise erhielten wir schließlich mit viel Geduld die Pumpenkiste gerade noch rechtzeitig, was aber doch noch neue Schwierigkeiten aufwarf: nach allen erledigten Formalitäten war die Solarpumpe in der Zollhalle erst nicht aufzufinden. Über eine Stunde dauerte es, bis schließlich die recht große, schwere Kiste mit den Solarpanels, der Verkabelung, dem Controler und der Pumpe gefunden wurde. An der Kiste selbst befanden sich alle Originalpapiere und –rechnungen. Ungeöffnet.
Noch in der Nacht wurde die Kiste vom Hauptquartier in Addis Abeba mit einem Lastwagen neben vielen anderen Ausrüstungsgegenständen nach Chencha gefahren.
Installation der Solarpumpe in Chencha:
Nach unserer Ankunft in Chencha ging es an die Installation: als Mast für die Installation der Solarpanels und des zugehörigen Controlers (verteilt den Strom an die Pumpe bzw. regelt die Sensoren in Brunnen und Zieltank) musste ein großer, schwerer Eukalyptusstamm dienen, den wir mit Verstrebungen über einen Meter tief eingruben. Die Strom- und Kontrollzentrale wurde in hochwassersicherer Entfernung zum Fluss am Hang installiert.
Für die Wassergewinnung musste der kleine Fluss zunächst aufgestaut werden. Hierfür verwendeten wir eine Betonplatte, die bereits während der letzten Projektreise angefertigt wurde und sich als Staumauer sehr eignete. Mit einem Trichter und Schlauch wird das Wasser aus dem Fluss gewonnen und weiter unterhalb des Flusses in einen Brunnen geleitet. Hierfür dient ein eingegrabenes Fass, das mit Deckel verschließbar ist. Dieses Fass besitzt 3 seitliche Öffnungen: einen Wasserzufluss, einem Überlauf, der zum Fluss zurück führt und einen Ableitungsschlauch von der Pumpe zum Tank. Im Fass befindet sich die mit 24V betriebene Pumpe, an deren Seite sich ein mechanischer Sensor befindet, der bei Wassermangel verhindert, dass die Pumpe Luft saugt und somit keinen Schaden erleidet.
Die Solarpanels produzieren von ca. 7 Uhr am Morgen (Einstrahlungsbeginn der Sonne) bis 18 Uhr abends (Sonnenuntergang) zwischen 35 bis 70V Gleichstrom. Die Panels sind 17° nach Süden ausgerichtet, da dies der durchschnittliche Einstrahlungswinkel der Mittagssonne darstellt (abhängig vom Breitengrad - Chencha liegt 6° nördliche Breite) was somit die optimale Energieausbeute ermöglicht. Da in diesen Breiten die Tageslänge im Jahreslauf kaum schwankt, ist von ganzjährig 11 Stunden Energieproduktion auszugehen, was für die Wasserförderung für Haus und Grundstück vollkommen ausreicht.
Die etwa 120m lange Wasserleitung, die vom Brunnen aus ungefähr 20 Höhenmeter überbrückt, wurde von uns auf Masten erhöht verlegt, so dass keine Schäden am Schlauch sowie am Controlerkabel des Zieltanksensors entstehen. Als Speicher zur Wasserverteilung dient ein 1000-Liter-Wassertank, der leicht erhöht für Druck zum Wassertank beim Haus, in der Dusche und für die Bewässerung der Felder dient. Das Controlerkabel ist mit einem Sensor verbunden, der im oberen Bereich des Kessels angebracht ist und dafür sorgt, dass die Pumpe abschaltet, wenn die Tonne gefüllt ist.
Insofern ist nun wie angestrebt für reichlich Wasser auf dem Ecopiagelände gesorgt (nur Trinkwasser muss eingekauft werden). Zur nachhaltigen Nutzung haben wir eine englische Wartungsanleitung angefertigt und die Mitarbeiter geschult, dass die Pumpe auch dauerhaft ihren Zweck erfüllt. Zudem wurde Werkzeug zur Instandhaltung in Chencha gelassen.
Zwei weitere Probleme sind in diesem Zusammenhang noch zu lösen: erstens reicht die Pumpleistung und der Druck im Wassertank nicht aus, um Wasser bis zum Haus zu bringen. Zweitens ist das Wasser zur Dusche nun zwar druckreich, aber zugleich kalt, da wir den Kompost als Durchlauferhitzer abbauen mussten. Für beide Probleme suchen wir eine Lösung für die nächste Projektreise 2013.
Die Planung der großen Solaranlage 2013:
Ziel ist nach wie vor, eine 12kw-Anlage zur Versorgung des Haupthauses zu installieren, so dass die Einkochstellen, das Licht und Steckdosen im Haus mit 220V versorgt sind.
Eine elementare Lehre ziehen wir aus dem Import der Solarpumpe nach Äthiopien: die Einfuhr der gesamten Solaranlage mit allen Panels und Baukomponenten ist aus Kostengründen und vor allem aufgrund unserer Erfahrungen mit dem Zoll undenkbar. Ohne Solaranlage kein Strom zur Produktion in Chencha. Vor Abreise suchten wir also nachdrücklich ein Unternehmen, das Solaranlagen direkt in Äthiopien vertreibt, konstruiert und wartet. Im Internet fanden wir ein Unternehmen mit dem Namen „Greenpower Africa“ angeblich in Äthiopien. Auf der Website waren aber keine Telefonnummern oder Adressen zu finden. Jeglicher Kontaktversuch blieb unbeantwortet. Wir hatten also vor unserer Abreise ein großes Problem, das entscheidend für den weiteren Erfolg des Projektes sein würde: wir mussten ein Solarunternehmen in Äthiopien finden!
Wie wir den Kontakt zu GreenPower Africa fanden:
Wir wussten, dass wir dieses äthiopische Solarunternehmen in irgendeiner Weise finden mussten. Bisherige Recherchen des Ecopia-Teams vor Ort in Addis schlugen fehl. Ein Branchenverzeichnis existiert nicht in Äthiopien, Internetkontaktversuche schlugen fehl, es sah nach der buchstäblichen Suche der Nadel im Heuhaufen aus. Für eigene Recherchen blieben uns nur die beiden Tage nach unserer Ankunft und vor Abreise nach Chencha. Neben der Abholung der Solarpumpe beim Zoll waren wir aber relativ ratlos, was weiter zu tun wäre.
So füllten wir unsere Zeit mit einem Besuch der deutschen Botschaftsschule in Addis Abeba, da die beiden Kinder von Mitslal Kifleyesus-Matschie diese Schule besuchen. Mitslal hatte für uns ein Treffen mit den Klassen 9 und 10 organisiert, da angedacht war, dass vielleicht Schüler dieser Schule in den anstehenden Herbstferien nach Chencha mitfahren könnten.
Am Freitag, den 19.10., also ein Tag vor Abreise nach Chencha - wurden wir sehr herzlich und interessiert von den Schülern bzw. den Lehrern der Schule aufgenommen. In der letzten Stunde vor den Herbstferien berichteten wir den beiden Klassen über unser Projekt. Es war eine anregende Stunde, in der wir unser eigenes Projektvorhaben nochmals selbst betrachtend auf den Prüfstand stellten. Am Ende der Stunde kam die Frage auf, ob irgendjemand der anwesenden Schüler eine Möglichkeit des Kontaktes zu einer äthiopischen Solarfirma kennen würde. Es meldete sich Brooke aus der 10. Klasse, der uns mitteilte, dass sein Onkel (Ambaw Bezabeh) der Chef von GreenPower Africa sei….unglaublich…wir hatten die Nadel gefunden!
Schnell waren Mailadressen und Handynummern ausgetauscht und wir riefen Herrn Bezabeh an. Das nächste Glück: er hatte noch an diesem Nachmittag keine Termine und Zeit für uns. So trafen wir uns in der Geschäftszentrale von GreenPower, einem Hochhaus mit großem Firmenschild und großen Büros. Als wir davor standen war es kaum zu glauben, dass dieses Unternehmen nur mit riesen Glück gefunden hatten.
Ambaw Bezabeh empfing uns zusammen mit einem Techniker, Fasil Alemu , in seinem Büro und war sehr an unserem Projekt interessiert. Nach einem entspannten und sehr fachlichen Austausch schmiedeten wir Pläne für einen Besuch Fasils in Chencha während unseres Aufenthaltes. Fasil wollte sich vor Ort über den Entwicklungsstandes der Einrichtungen von Ecopia in Chencha und von Anforderungen der geplanten Solaranlage verschaffen. Am Donnerstag, den 25.10. erlebten wir einen sehr herzlichen Besuch Fasils in unserem Lager in Chencha. Einen Tag lang verbrachten wir mit kompetenten Planungen und ganz auch sehr herzlichem Kontakt. Er verriet uns dabei noch, dass GreenPower Africa sehr an diesem Projekt sehr interessiert sei und die geplante Inselanlage mit Batterien und dieser Stromversorgung auch für sein Unternehmen ein wichtiger Schritt in der Verwirklichung von Solarenergie in Äthiopien sei.
WD
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